Die Schweiz ist hoch gerĂ¼stet
Schweiz bereits heute hochgerĂ¼stet
Hans Baumann, erschienen im Work, 1. April 2022

Angesichts des russischen Ăœberfalls auf die Ukraine und der erschreckenden Kriegsbilder aus dieser Region werden die Stimmen nach AufrĂ¼stung immer lauter, auch in der Schweiz. Es ist nachvollziehbar, dass viele Menschen jetzt Angst haben und das SicherheitsbedĂ¼rfnis steigt. GleichÂzeitig ist aber offensichtlich, dass Konflikte nicht mit einem Ankurbeln der RĂ¼stungsspirale, mit Waffengewalt und Krieg gelöst werden können.
RĂœSTUNGSREKORD. Oft wird von der Rechten und der RĂ¼stungslobby behauptet, es werde seit dem Fall der Mauer im Jahr 1989 immer weniger fĂ¼r das Militär ausgegeben. Die Fakten widerlegen dies deutlich. In der Schweiz erreichte der RĂ¼stungsetat im Jahr 2020 mit 5,7 Milliarden ÂDollar (rund 5,4 Milliarden Franken) einen neuen Rekord. Zu Beginn der 1990er Jahre lagen die MilitärausÂgaben bei gut 4 Milliarden pro Jahr, gingen dann zurĂ¼ck und erhöhten sich im neuen Jahrtausend wieder kontinuierlich. Im internationalen Vergleich werden in der Schweiz die RĂ¼stungsausgaben oft an ihrem Anteil am Bruttoinlandprodukt (BIP) gemessen und liegen so mit 0,8 Prozent des BIP eher tief. Dabei wird Ă¼bersehen, dass die Schweiz im Verhältnis zur Bevölkerungszahl eines der höchsten BIP der Welt hat. Werden die RĂ¼stungsausgaben pro Kopf der Bevölkerung gemessen, so wie es das renommierte Internationale Friedensinstitut in Stockholm SIPRI ausrechnet, sieht die Sache anders aus. Die Schweiz gehört hier mit 659 Dollar zu den Ländern mit den höchsten Pro-Kopf-Ausgaben. Die ÂMilitärausgaben sind höher als im Nachbar- und Natoland Deutschland und höher als im ebenfalls neutralen Schweden, das flächenmässig mehr als zehnmal grösser ist.
RICHTIG RECHNEN! In vielen Ländern beinhalten die Militärbudgets allerdings auch die Zivilschutzausgaben, in der Schweiz nicht. Zudem sind bei den Schweizer Zahlen die Militärausgaben der Kantone und Gemeinden sowie die Versicherungs- und Erwerbsersatzleistungen nicht enthalten (work berichtete). Zählt man diese Leistungen hinzu, dĂ¼rfte die Schweiz Pro-Kopf-MilitärausÂgaben von Ă¼ber 900 Dollar aufweisen und damit in Europa nur noch vom Natoland Norwegen Ă¼bertroffen werden. Die Schweiz ist bereits Âheute hochgerĂ¼stet. Ein weiterer Ausbau der Armee wĂ¼rde die RĂ¼stungsspirale ankurbeln und wäre kein Beitrag zur Friedenssicherung.